Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten, sagte schon Goethe – ohne je auf Bali gewesen zu sein. Abseits der schönen Strände und der gepflegten Gärten der zahlreichen Fünfsternehotels gibt es auf der „Insel der Götter“, wie das indonesische Bali auch genannt wird, beides zu entdecken.
Wie viele andere Touristen kennen wir die Naturschönheiten und die hochstehende Gastronomie der Insel. Aber es gibt auch Schattenseiten wie anhaltende Landflucht und sich entvölkernde Dörfer. Wir besuchten ein vielversprechendes Projekt namens „Zukunft für Kinder“, das sich dem entgegenstellt:
Der Verein „Zukunft für Kinder“ engagiert sich für die nachhaltige Entwicklung der Lebensbedingungen der Bevölkerung in Muntigunung, im äusserst armen und trockenen Nordosten Balis. Für diese Menschen schafft der Verein die nötigen Voraussetzungen, dass sie ihre Entwicklung in die eigenen Hände nehmen können. Während der südliche Inselteil Balis für seine üppige subtropische Landschaft bekannt ist, präsentiert sich der Norden karg, bedingt durch die geographischen und klimatischen Gegebenheiten. Während gut neun Monaten jährlich trägt der Südmonsun die Wolken an die Vulkankette heran, welche die Insel in Nord und Süd aufteilt. In dieser Zeit fällt jenseits der Berge kein Regen. Die Brunnen in Küstennähe reichen knapp aus, die Bevölkerung in der unmittelbaren Umgebung notdürftig mit Wasser zu versorgen. Die Landschaft präsentiert sich halbwüstenähnlich; ausser Kakteen, anspruchslosen Lontarpalmen und dornigem Buschgewächse gedeiht kaum etwas.
Muntigunung, eine Berggemeinde, die sich über 28 km2 ausdehnt und aus 35 kleinen Dörfern besteht, ist dieser Klimasituation ausgesetzt. Gut 5’500 Menschen leiden an extremem Wassermangel und leben in äusserster Armut unter schwierigen Bedingungen. Ein Grossteil der Bevölkerung verdient das Nötigste mit Betteln in den touristischen Zentren des Südens. Betroffen sind hauptsächlich Frauen mit ihren kleinen Kindern, die auf diesem Weg zum Lebensunterhalt der Grossfamilien beitragen. Für balinesische Verhältnisse ist dies sehr ungewöhnlich, da in den Gemeinden normalerweise die sozialen Strukturen, die Familie sowie die verschiedenen Dorfgremien dafür sorgen, dass ein Ausgleich bei Härtefällen geschaffen wird. In Muntigunung führt die Ausweglosigkeit der Situation aber dazu, dass genau diese Stärke der balinesischen Gesellschaft nicht mehr funktioniert.
Bereits um 5 Uhr morgens werden wir von Daniel Elber, Gründer des Projekts, im Hotel abgeholt. Los geht’s auf die steilen Hänge des heiligen Vulkanberges Gunung Agung, wo wir kleine Dörfer besuchen, welche fernab von Touristenströmen friedlich, aber in grosser Armut leben. Das Durchschnittseinkommen liegt bei mageren 100‘000 Rupien (ca. 10 Franken) pro Monat. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, durch die Verarbeitung von Landwirtschaftsprodukten Arbeitsplätze in diesen Dörfern zu schaffen und zudem die Wasserversorgung sicherzustellen.
Nach einem anstrengenden Aufstieg entlang einer schmalen Krete mit atemberaubendem Ausblick auf den Batursee und das Meer besuchen wir im Dörfchen Tieng Tali ein Trinkwasserprojekt. Noch vor wenigen Jahren mussten die Bewohner des Dorfes täglich fünftstündige Fussmärsche auf sich nehmen zur nächsten Wasserquelle. Nun steht hier ein grosser Wassertank samt riesigem Regenauffangdach. Im Schatten sitzen Frauen und Männer(!), welche damit beschäftigt sind, aus Palmblättern hübsche Schachteln zu flechten für die Verpackung der landwirtschaftlichen Produkte.
Dann wandern wir weiter talwärts und Daniel Elber erzählt uns, dass pro Person 25 Liter sauberes Wasser ausreichen, um die Lebensqualität in den Dörfern zu verbessern. Und dass 11 von 35 Dörfern in Muntigunung inzwischen über eine nachhaltige Wasserversorgung verfügen, über 100 Familien ein regelmässiges Einkommen haben und weitere 1‘000 Familien in saisonale Landwirtschaftsprojekte involviert sind. Im Projekt wird ständig mit neuen Produkten experimentiert, im Moment unter anderem an Rasseln aus Kürbissen oder einer Pflegelinie mit Rosella (Hibiskus-, resp. Karkadeblüte). Am Abend sind wir erschöpft, aber voller guter Erinnerungen an diesen spannenden Tag und freuen uns auf die feinen und sinnvollen Produkte von Muntigunung: feinste geröstete Cashew Nüsse, erfrischenden Rosella Tee und Rosella Sweets zum gesunden Naschen.
Die Produkte findet man ab sofort in allen Changemaker Läden wie auch in unserem Webshop. Übrigens: Alle Trekkingführer, die einen durch diese fantastische Landschaft und die entlegenen Dörfer führen, sind ehemalige Bettlerinnen aus Muntigunung. Durch diese Tätigkeit verdienen sie sich einen massgeblichen Teil ihres Lebensunterhaltes. Dieses Projekt wurde im September 2011 mit dem bedeutendem, internationalem Preis für nachhaltige, touristische Entwicklung ausgezeichnet, den die internationale Tourismusorganisation SKAL vergibt. Teilnehmer des Trekkings leisten somit einen direkten Beitrag an die Unterstützung der Bevölkerung von Muntigunung.
Weitere Infos zum Projekt und Trekking unter www.zukunft-fuer-kinder.ch
Mehr Fotos von Bali und Muntigunung gibt es auf unserer Facebook Seite.