Ethisch nachhaltiger Konsum als Lifestyle rettet zwar nicht die Welt, aber …!
Nachhaltig einkaufen, weil es gerade dem angesagten Lifestyle entspricht. Kann man damit die Welt verbessern? – Nein, aber …! Erich Geisser hält in seinem dritten Gast-Blog eine Antwort für die LOHAS’ unter uns parat.
Foto © monkeybusinessimages/iStock / Getty Images Plus
In meinen vorangegangenen Blogs erwähnte ich diejenigen Konsumentinnen, die aus Pflicht oder aber aus Tugendhaftigkeit nachhaltig einkaufen.
Ein ganz anderer und vermutlich bedeutender Teil gerade der jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten achtet beim Einkaufen auf Nachhaltigkeit, um sich als Teil einer aktuellen Bewegung zu sehen, zu der sie dazugehören wollen.
Die Motivation dieser Käufer ist vielleicht kein Motiv, hinter dem vorab tiefgründige Überzeugungen und Werte stehen. Vielmehr ist es gerade «en vogue», nachhaltig zu sein. Im Marketing sprechen wir von der Zielgruppe der LOHAS (Lifestyle of Heath and Sustainability). LOHAS bezeichnet Menschen, die einen Lebensstil pflegen, der von Gesundheitsbewusstsein sowie der Ausrichtung nach Prinzipien der Nachhaltigkeit geprägt ist.
Diese Käufer wurden durch Nachrichten auf den sozialen Medien oder durch Influencer auf die Missstände in unserer Welt aufmerksam. Deshalb erscheint es ihnen als wichtig, dieser Bewegung zu folgen bzw. dabei zu sein.
Heute das Zalando-Päckli, morgen das Bio-Baumwoll-Shirt
Vielfach leben diese Käufer in einer leichten Form der Dissonanz. Heute freuen sie sich über das Zalando-Päckli und morgen kaufen sie ein fairtrade Bio-Baumwoll-Shirt und sind stolz auf die Geschichte hinter diesem Produkt.
Der Erdüberlastungstag (World Overshoot Day), der Tag im Jahr, an dem die Menschheit die natürlichen Ressourcen der Erde aufgebraucht hat, lässt sich so kaum verschieben (dieses Jahr war es der 29. Juli). Doch darf man diese Handlungen deshalb als kurzsichtig oder inkonsequent be- oder sogar verurteilen? Ganz sicher nicht, den in der Sache haben sie trotzdem den ersten, wichtigen Schritt der Erkenntnis gemacht. Sie sind somit trotzdem Teil eines Puzzles, das die Welt zu einem besseren Ort macht. Gefragt, wie man diese Motivation des Lifestyles positiv für eine Veränderung bei sich und in der Gesellschaft nutzen kann, empfehle ich folgende drei Handlungen:
- Der Anteil nachhaltiger Produkte sollte möglichst breiter werden. Je mehr Anteile der Kaufmenge faire Produkte sind, desto kleiner wird der Anteil an ökologisch und sozial schädlichen Produkten.
- Social Media nutzen und vor allem die nachhaltigen Einkäufe mit anderen teilen. So erfahren breite Kreise, dass Fairness und Nachhaltigkeit Spass machen und eben stylisch sind und dass jeder zu einer positiven Veränderung beitragen kann.
- Den Trend der Nachhaltigkeit mitzugehen, ist sicherlich lobenswert. Dennoch sollten sich diese Menschen die Frage erlauben, für was sie tief im Innern ihrer Persönlichkeit einstehen. Bleiben sie bei der Nachhaltigkeit, auch wenn sie nicht mehr so populär ist wie im jetzigen Moment? Es wäre für diese Personen wichtig, sich ihrer Werte und Beweggründe bewusst zu werden.