Auf den Spuren unserer Changemaker-Produkte
Die Nacht war kurz, der Jetlag hat uns voll im Griff. Aber all das konnte unsere Vorfreude auf den Tag nicht trüben. Wir waren erneut bei Prasid Pashmina in Kathmandu zu Besuch. Die Fahrt war dieses Mal nicht nur holprig, sondern auch emotional. Am Rande vom Stadtteil Kathmandu fuhren wir an sehr vielen Blechhütten vorbei und erlebten dabei die harte Realität des Landes und sahen die Armut der Menschen.
Uns wird umso bewusster, wie wichtig unsere Herzensprojekte in Kathmandu sind, die die Menschen vor Ort fördern. Mit jedem Schal, jeder Mütze und jedem Pashmina-Stück, das du kaufst, unterstützt du nicht nur nachhaltige Mode, sondern auch die Menschen, die sie mit Liebe und Sorgfalt fertigen.
Unser zweiter Besuch bei Prasid Pashmina
Während unserer Fahrt mit Ajaya, dem Gründer von Prasid Pashmina, wurde uns die Bedeutung vom roten Punkt auf der Stirn der Newari erklärt:
Der rote Punkt wird Tika genannt und ist ein wichtiges Symbol in der Kultur der Newari, welche einer der ethnischen Gruppen Nepals sind. Die rote Paste besteht aus Reis, Joghurt und rotem Pulver. Er steht für Segen, Schutz und Wohlstand.
Nicht zu verwechseln mit dem dekorativen Punkt zwischen den Augen, welcher vor allem von Frauen verwendet wird. Verschiedene Farben und Formen werden als Modeaccessoire oder religiöses Symbol getragen.
Ein gelber Punkt auf der Stirn einer Frau bedeutet, dass sie verwitwet ist. Diese haben in Nepal einen schlechten Ruf und werden aus der Gesellschaft ausgestossen. So wechselt man beispielsweise die Strassenseite, wenn man einer verwitweten Frau auf der Strasse begegnet, da man davon ausgeht, dass sie für Newari Unglück bringen.
Unser heutiger erster Stopp war das Büro von Ajaya. Ein Ort, an dem nicht nur Bestellungen bearbeitet und neue Pläne geschmiedet werden, sondern auch jede einzelne Bestellung auf ihre Qualität geprüft wird, bevor sie sich auf den Weg in die Schweiz macht.
Hier durften wir neue Materialien und Webtechniken entdecken, die uns sofort begeisterten. Besonders spannend fanden wir die Schals aus Garnresten – eine clevere und nachhaltige Lösung, um Materialverschwendung zu vermeiden. Wusstest du, dass viele Stoffe nach der Herstellung erst einmal von Hand geknetet werden müssen, um schön weich zu werden? Eine faszinierende Tradition, die zeigt, wie viel Sorgfalt in jedem einzelnen Stück steckt.
Neben den Winterkollektionen wurden uns auch leichte Sommerqualitäten wie Leinen vorgestellt – eine spannende Option für unsere zukünftige Kollektion.
Von der Faser zum Garn – Ein Blick in die Cashmere-Spinnerei
Nach diesem inspirierenden Morgen machten wir uns auf den Weg nach Lalitpur, um eine Spinnerei zu besuchen, die lokale Cashmere-Wolle verarbeitet. Hier beginnt der Prozess, aus dem später hochwertige Garne entstehen, die für Schals und Mützen verwendet werden.
Bevor die Wolle gesponnen werden kann, durchläuft sie mehrere Schritte: Sie kommt zwar vorgewaschen in der Spinnerei an, enthält aber oft noch Schmutz, Fett und Pflanzenreste. Diese werden mit einer Kardiermaschine aufgelockert und anschliessend gekämmt, damit die Fasern sich gleichmässig ausrichten. Erst dann kann die Wolle per Hand zu feinem Garn gesponnen werden.
Ein besonders wichtiger Punkt: Die Gewinnung von Cashmere erfolgt tiergerecht – Farmer wurden geschult, eine Kaschmirziege statt 2 Jahre, 4 Jahre am Leben zu halten, damit sie in dieser Zeit mehr wertvolle Wolle abwirft. Es wird darauf geachtet, dass die Tiere beim Schären nicht verletzt werden und die Wolle verantwortungsvoll verarbeitet wird. Das liegt uns besonders am Herzen.
Kulinarische Abenteuer – Ein Mittagessen der besonderer Art
Nach so vielen Eindrücken freuten wir uns auf eine kleine Pause – und die nahmen wir in einem traditionellen Newa-Restaurant mit Ajaya und seinem Team. Dort erwartete uns nicht nur eine ganz besondere Atmosphäre, sondern auch einige Überraschungen auf der Speisekarte.
Zunächst mussten wir unsere Schuhe ausziehen, bevor wir uns mit unseren Socken auf Kissen am Boden setzten – eine wunderschöne und gemütliche Tradition. Das Essen? Köstlich, aber für unseren mitteleuropäischen Gaumen teilweise auch eine echte Herausforderung. Die Würze? Extrem scharf! Die Spezialitäten? Hirn und Zunge. Wir entschieden uns dann doch lieber für andere Optionen, auch wenn wir unsere Gastgeber*innen mit einem schmunzelnden „vielleicht nächstes Mal“ zum Lachen brachten.
Letzter Stopp: Die Strickwerkstatt – Perfektion bis ins kleinste Detail
Zum Abschluss des Tages besuchten wir nochmals die Strickwerkstatt, wo die überarbeiteten Muster kontrolliert und besprochen wurden. Die Werkstatt hatte inzwischen auch alle fehlerhaften Stücke repariert, die nun wieder bereit für den Verkauf sind. Denn Nachhaltigkeit bedeutet für uns nicht nur faire Produktion, sondern auch, jedem Produkt eine zweite Chance zu geben.
Kathmandus Verkehrschaos – und doch kommt alles gut
Unsere Fahrten durch Kathmandu sind jedes Mal ein kleines Abenteuer für sich. Keine Ampeln, keine klaren Verkehrsregeln – stattdessen ein faszinierendes Zusammenspiel aus Autos, Bussen, Motorrädern, Fahrrädern und Fussgänger*innen. Es wird ständig gehupt, scheinbar fährt jeder wild durcheinander – und doch funktioniert es irgendwie. Kathmandu mag chaotisch wirken, aber es gibt wohl ein System in diesem riesigen Durcheinander.
Dieser Tag hat uns wieder einmal gezeigt, wie viel Leidenschaft, Handwerk und Hingabe in unseren Produkten steckt. Danke, dass du Teil dieser Geschichte bist! 💛