Das Kastensystem in Indien ist ein uraltes System, das Menschen in starre soziale Gruppen unterteilt. Es entstand aus dem Hinduismus und prägt bis heute das Leben vieler Menschen. In der traditionellen Hierarchie gibt es vier Hauptkasten: Priester, Krieger, Händler und Arbeiter. Doch ganz unten stehen die Dalits, auch „Unberührbare“ genannt, die jahrhundertelang von der Gesellschaft ausgeschlossen und diskriminiert wurden.
Die dunkle Seite des Kastensystems zeigt sich in seiner grausamen Realität: Dalits und Menschen aus niedrigen Kasten sind nach wie vor mit ständiger Diskriminierung und Gewalt konfrontiert. In vielen Regionen Indiens erfahren sie Ausgrenzung, die oft in brutalen Übergriffen endet. Auch die Partnerwahl ist von der Kaste geprägt – viele Familien bestehen darauf, dass die Zugehörigkeit zur eigenen Kaste bei der Eheschliessung strikt eingehalten wird. Kasteübergreifende Ehen sind gesellschaftlich verpönt und führen nicht selten zu schweren Konflikten. Menschen aus den unteren Kasten haben es zudem besonders schwer, Zugang zu Bildung und guten Arbeitsplätzen zu finden. Der soziale Aufstieg bleibt für sie oft unerreichbar. In extremen Fällen kommt es sogar zu Ehrenmorden, bei denen Familienmitglieder ihre eigenen Verwandten töten, weil sie einen Partner aus einer niedrigeren Kaste geheiratet haben.
Trotz der offiziellen Abschaffung des Kastensystems im Jahr 1950 lebt es in vielen Teilen Indiens weiter – besonders in ländlichen Regionen. Doch es gibt Hoffnung: Aktivisten, junge Menschen und Dalit-Bewegungen kämpfen für eine gerechtere Gesellschaft, in der Herkunft nicht das Schicksal bestimmt. Der Weg zu echter Gleichstellung ist noch lang, doch der Wandel ist besonders in Delhi spürbar.
Wir sind Changemaker
Unser Tag begann mit einer Autofahrt durch die belebten Strassen Delhis, begleitet von unserem Begleiter und Produzenten Emam. Die Fahrt war geprägt von hektischen Geräuschen und der ständigen Präsenz von Kindern, die an unseren Fenstern klopften und um Essen oder Geld baten. Der Anblick dieser Kinder, die mit so viel Hoffnung und gleichzeitig einer tiefen Verzweiflung in ihren Augen nach Hilfe suchten, hat uns zutiefst bewegt. Die Tränen schossen uns in die Augen und plötzlich fühlten wir uns so hilflos. Ein riesiges Land, so viele Menschen, die in Armut leben. Menschen, die einfach am falschen Ort der Welt geboren wurden. Unsere eigenen Sorgen schrumpften in diesem Moment, und die Dankbarkeit, in der Schweiz leben zu dürfen, wuchs noch mehr.
Doch was konnten wir tun? War unsere Arbeit genug? Oder war sie nur ein Tropfen auf dem heissen Stein? Für einen kurzen Moment spürten wir Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit. Wir sahen uns an – und wussten: Ja, unsere Arbeit ist wichtig. Dein Einkauf bei Changemaker ist wichtig. Jede Entscheidung, die du triffst, kann das Leben eines anderen Menschen verändern.
Wir müssen ein Zeichen setzen. Ein Zeichen für eine bessere, gerechtere Welt. Auch wenn es klein erscheint – es ist bedeutend. Denn nur so kann Veränderung beginnen. Nur so kann aus etwas Kleinem etwas Grosses werden.
Wir sind Changemaker. Wir sind mehr als nur nachhaltige Produkte. Wir sehen die Menschen hinter den Produkten – und wir stehen für sie ein.
Manjeen Handicrafts – Ein Ort der Veränderung
Unsere Reise führte uns zu Manjeen Handicrafts, einer Organisation, die uns schon seit dem ersten Treffen im Herzen berührt hat. Ihr Büro und Lager liegen versteckt in einer schmalen Gasse mitten in Delhi. Die Wege sind staubig, schmutzig und haben etwas Einschüchterndes an sich. Neugierige und teils kritische Blicke der Einheimischen folgten uns. Ohne Begleitung hätten wir uns wohl kaum getraut, diese Strassen allein zu durchqueren.
Als wir in der Produktion ankamen, wurden wir herzlich begrüsst – von Emam, seiner Frau Jaishree und den Frauen, die in den Ateliers arbeiten. Es war, als wären wir längst alte Bekannte, die wieder nach Hause kamen. Überall in den Räumen hingen die Ziele der nachhaltigen Entwicklung (SDGs), nicht nur auf Englisch, sondern auch in Hindi, damit jede Mitarbeiterin die Werte, für die Manjeen steht, verstehen kann.
Ein faires Handelssystem für die Zukunft
Manjeen Handicrafts verfolgt eine Vision, die weit über den blossen Handel hinausgeht. Sie wollen ein alternatives Handelssystem schaffen – ein System, das auf fairem Handel basiert und den benachteiligte Handwerkern und ihren Familien eine bessere Lebensqualität ermöglicht. Besonders beeindruckt uns der Fokus auf die Frauen – die Stärkung ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit und die Förderung von Gleichberechtigung in der Arbeitswelt. Emam und Jaishree sind unermüdlich in ihrem Engagement, eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, in der jede Frau die Möglichkeit hat, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Genau hier wird dein Beitrag wichtig.
Deine Chance, etwas zu bewirken
Jeder Kauf, den du bei Changemaker tätigst, ist nicht nur der Erwerb eines Produkts, sondern auch ein Schritt in eine gerechtere Welt. Es bedeutet, Menschen in Indien zu unterstützen, die durch ihre Arbeit in den Ateliers ihre Familien ernähren und für sich selbst ein besseres Leben aufbauen können. Deine Entscheidung, ein Produkt von uns zu kaufen, bedeutet, dass du eine Person dabei unterstützt, für ihre Rechte einzutreten und selbstbestimmt zu leben.
Die Arbeit im Atelier
Nachdem wir die Damen im Atelier besucht hatten, gingen wir ins Büro, um die neuesten Muster für unsere Sommerkollektion 2025 zu begutachten – Küchentextilien, die bald die Regale in unseren Shops zieren werden. Wir konnten die Farben, die Drucke und Designs gemeinsam mit den Frauen besprechen, bis jede Nuance perfekt abgestimmt war. Es ist faszinierend, wie viel Liebe und Präzision in diesen Prozessen stecken. Doch es ist auch harte Arbeit – es braucht viele Stunden, um sicherzustellen, dass jedes Detail stimmt.
In diesem Jahr wird unsere Sommerkollektion ein echter Hingucker! Sie ist voller Farben, Lebensfreude und Leichtigkeit – ganz nach dem Motto „Bella Italia!“ Freu dich auf Küchentextilien, die deinen Sommer erfrischen: von bunten Küchentüchern über praktische Topflappen bis hin zu Ofenhandschuhen und Kochschürzen. Dieser Sommer wird definitiv ein bunter und trendiger Genuss für deine Küche!
Nachhaltigkeit im Einklang mit Kreativität
Zwischen den Besprechungen und dem Warten auf die Fertigstellung von Stoffmustern genossen wir frische Kokosnüsse, die uns mit neuer Energie versorgten.
In Manjeens Werkstatt wird jeder Stoffüberschuss mit Bedacht genutzt. Wir legen grossen Wert darauf, auch die übriggebliebenen Stoffreste sinnvoll weiterzuverarbeiten. So entstehen aus überschüssigen Materialien kleine Beutel, Scrunchies oder Schlafmasken, die heute Teil unseres Sortiments sind. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Manjeen immer neue Wege findet, um Ressourcenschonung und Kreativität zu verbinden – und wie viel Schönes aus den „Abfällen“ entstehen kann.
Ein Geschmack von Südindien
Nach einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem wir die südindische Spezialität „Dosa“ genossen, stärkten wir uns für den Nachmittag. Eine weitere Besonderheit des Tages war, dass Aurélie die Kunst des südindischen Kaffeebrühens erlernte – ganz ohne Löffel, aber mit viel Schwung! Leider hats nicht so gut geklappt wie gewünscht, aber wir konnten uns alle vor Lachen kaum halten. Anschliessend genossen wir frische Ananas direkt von den Strassen Delhis – Ferienfeeling kam auf.
Es sind diese kleinen, aber unvergesslichen Erlebnisse, die uns immer wieder daran erinnern, wie reich und vielfältig unsere Reise ist.
Fotos, Begegnungen und echte Verbindungen
Am Nachmittag besuchten wir noch weitere Werkstätten, in denen Schmuck, Buchzeichen und Dekoartikel gefertigt werden. Besonders berührend war der Moment, als wir die Frauen baten, sich für ein Foto zusammenzustellen. Sie strahlten förmlich und zeigten uns stolz die Schals und Textilien, an denen sie gerade arbeiteten. Die Atmosphäre war locker, fast wie ein vertrautes Miteinander – eine wertvolle Erinnerung daran, wie bedeutsam es ist, den Menschen hinter den Produkten ein Gesicht zu geben. Gleichzeitig wurde uns noch deutlicher, welche grosse Bedeutung unser Besuch in Indien hat.
Ein lebhafter Markt
Der Tag fand seinen Abschluss mit einem Besuch in einem lebhaften Marktviertel, wo wir in einem kleinen Geschäft Leinenstoffe betrachteten. Der Trubel, die vielen Eindrücke und das Getümmel der Menschen machten uns bewusst, wie anders diese Welt hier ist.
Der Marktplatz in Delhi war voller Leben, doch es war vor allem eines, was uns auffiel: fast nur Männer. Ihre Blicke verfolgten uns neugierig, als sie uns betrachteten. „Was haben diese drei weissen Frauen mitten auf einem Markt zu suchen?“ schien in der Luft zu hängen. Es war ein Gefühl, das uns so fremd war. In unserem Leben hatten wir uns nie wirklich ausgegrenzt gefühlt. Unsere Hautfarbe, unser Geschlecht, unser Kleidungsstil – all das war immer ein Teil von uns, ohne dass wir es in Frage stellen mussten. Doch in diesem Moment war alles anders. Wir spürten, wie uns das Gewicht der Blicke traf, wie wir für diese Männer etwas Fremdes, etwas, das nicht ins Bild passte, darstellten. Und plötzlich war da dieses Gefühl der Unwohlsein, das uns durchzog. Es war nicht nur die Andersartigkeit, es war der fehlende Respekt. Es war das Wissen, dass wir nicht wirklich akzeptiert wurden.
Für uns war es nur ein kurzer Augenblick – ein Moment, der uns erschütterte und uns nachdenklich machte. Aber für viele Frauen in Indien ist das kein Moment. Es ist ihr Leben. Ihr täglicher Kampf.
In Indien erleben schätzungsweise jede dritte Frau häusliche Gewalt von ihrem eigenen Ehemann. Drei von zehn – das ist erschreckend, oder? Aber es wird noch düsterer, wenn man bedenkt, dass die Dunkelziffer wahrscheinlich viel höher liegt. Aufgrund der starren gesellschaftlichen Normen und der Stigmatisierung von Gewalt werden viele solcher Fälle nie gemeldet. Jaishree von Manjeen erzählte uns, dass viele Frauen lieber schnell heiraten, im Wissen, dass sie in einer gewalttätigen Beziehung landen werden – nur um sich davor zu schützen, auf der Strasse von anderen Männern sexuell belästigt zu werden.
Diese Worte sind schwer zu fassen. Es braucht Zeit, um sie zu verarbeiten. Aber sie zeigen uns, wie tief die Ungerechtigkeit in vielen Teilen dieser Welt verankert ist. Und sie machen uns bewusst, wie viel wir noch nicht wissen, wie wenig wir wirklich verstehen, was es bedeutet, als Frau in vielen Ländern zu leben.
Ein tieferer Blick in die Gesellschaft
Als wir zurück ins Hotel fuhren, besprachen wir noch einmal die Eindrücke des Tages. Es war ein Tag voller Emotionen, ein Tag, der uns tief berührte. Zu hören, wie Frauen in Indien mit Gewalt und Ungerechtigkeit konfrontiert werden, wie schwer es ist, sich gegen gesellschaftliche Normen und Traditionen zu stellen, hat uns sprachlos gemacht. Doch genau deshalb ist es umso wichtiger, diesen Frauen eine Perspektive zu bieten – eine Möglichkeit, ihr eigenes Leben zu gestalten, ohne Angst vor der Zukunft haben zu müssen.
Du bist Teil dieser Veränderung. Mit jedem Produkt, das du bei uns kaufst, trägst du dazu bei, diese Geschichten zu erzählen und Menschen eine Chance zu geben, die sie verdienen. Und dafür möchten wir dir von Herzen danken. 💛